Matchwinner Karim Adeyemi symbolisiert einen wichtigen BVB-Trend


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Karim Adeyemi war der entscheidende Spieler für den BVB auf St. Pauli. Nach einer schwierigen Phase zeigt der Trend bei ihm in die richtige Richtung.

Hamburg/Dortmund – Borussia Dortmund musste am 24. Spieltag der Bundesliga im Auswärtsspiel beim FC St. Pauli nur einmal kurz aufs Gaspedal drücken, um mit einer kuriosen Schreckensbilanz aufzuräumen: Dank Treffern von Serhou Guirassy und Karim Adeyemi gelang ein 2:0-Sieg, durch den der BVB erstmals in dieser Spielzeit ein zweites Bundesligaspiel in Serie für sich entscheiden konnte.

Guirassy stocherte in der 50. Minute entscheidend, Adeyemi legte acht Minuten später per Einmannkonter nach Befreiungsschlag von Maximilian Beier nach. Der Außenstürmer avancierte zum Matchwinner beim Arbeitssieg des BVB, weil er zuvor schon den Treffer von Guirassy mit einer feinen Ballannahme eingeleitet hatte.

Karim Adeyemi ist ein klarer Kovač-Gewinner

Adeyemi kann mit Fug und Recht als ein Gewinner des Trainerwechsels beim BVB bezeichnet werden. Der Begriff mag aktuell etwas inflationär genutzt werden, auf den WM-Teilnehmer von 2022 trifft er aber zu. Unter Niko Kovač standen aus der Dortmund-Offensive nur Guirassy und Adeyemi in allen sechs Spielen in der Startelf. Während es beim Mittelstürmer schon aus Gründen der Kaderplanung eine Selbstverständlichkeit darstellt, böten sich auf den Außenbahnen durchaus Alternativen.

Immerhin versetzte Kovač Jungstar Jamie Gittens nun schon zum zweiten Mal in Serie auf die Ersatzbank. Der Engländer wirkte zuvor überspielt, lief sich immer wieder bei Dribblingversuchen fest. Auch Adeyemi ist in den ersten Wochen unter Kovač nicht alles gelungen, weit gefehlt: Die Entscheidungsfindung bleibt das größte Problem beim 23-Jährigen. Dass er sich jetzt aber für den großen Aufwand, den er unter Kovač betreibt, mit dem ersten Bundesliga-Tor seit Mitte September (!) belohnte, kommt nicht von ungefähr.

Karim Adeyemi belohnte sich für den positiven Trend mit seinem ersten Bundesliga-Tor für den BVB seit Monaten.
Karim Adeyemi belohnte sich für den positiven Trend mit seinem ersten Bundesliga-Tor für den BVB seit Monaten. © IMAGO/kolbert-press/Burghard Schreyer

Selbst Adeyemi-Kritiker schnallt mit der Zunge: „Ein herausragendes Tor“

Bei seinem Treffer zeigte Adeyemi seine Stärken, die ihm im Gesamtpaket zu einem Spieler von herausragendem Potenzial machen: Seinem Gegner nahm er beim Schlag von Beier auf kurzer Distanz einige Meter ab, im Zweikampf blieb Adeyemi stabil, einen anderen Gegenspieler wackelte er kurzerhand aus, der Torschuss war die leichteste Übung. „Ein herausragendes Tor“, lobte nach der Partie sogar der sonst so kritische Sky-Experte Dietmar Hamann.

In der Vergangenheit forderte Hamann schon mehrfach, Adeyemi müsse den nächsten Schritt machen und „erwachsen werden“. Ob dieser Prozess jetzt so richtig im Gang ist, muss sich noch zeigen. Positive Anzeichen gibt es. Dass Adeyemi zum Beispiel auf den Treffer drängte, anstatt eine mögliche Rote Karte wegen einer Notbremse zu provozieren. Aber auch, dass Adeyemi nach misslungen Situationen nicht mehr stehenbleibt, sondern direkt in den Rückwärtsgang schaltet.

Gute Entwicklung seit dem Denkzettel von BVB-Interimscoach Tullberg

Vereinzelt hatte der gebürtige Münchner auch in der Vergangenheit schon gezeigt, dass mit ihm auch stinknormaler, seriöser Fußball möglich ist. Zu oft aber ging es für Adeyemi nach kurzer Zeit zurück in einen Ego-Modus, mit dem er selbst verhinderte, dass er sein herausragendes Potenzial ausschöpft.

Deshalb wird Adeyemi rund um den BVB durchaus kritisch betrachtet. Wenige Spieler polarisieren unter den Fans in Dortmund so stark wie er. Wer es nicht so sehr mit Adeyemi hält, verweist auf den Auftritt gegen den 1. FC Heidenheim, als Mike Tullberg die fußballerische Höchststrafe aussprach: Der Interimstrainer wechselte Adeyemi ein und kurz vor Schluss wieder aus, schickte einen öffentlichen Denkzettel hinterher.

Durchaus möglich, dass der Torschütze die Kritik im Hinterkopf hatte, als er nach seinem Treffer auf St. Pauli regungslos in Richtung des Gästeblocks schaute, bis er von den Kollegen geradezu über den Haufen gerannt wurde. Dass in diesen (Nicht-) Jubel in den Tagen nach dem Auswärtssieg einiges hineininterpretiert werden dürfte, ist eine naheliegende Annahme.

Adeyemi mit kryptischen Aussagen zu Wechselgerüchten

Auch die Aussagen von Adeyemi nach dem Spiel ließen bei einem Thema Interpretationsspielraum: Beim Pay-TV-Sender wurde er auf die heißen Wechselgerüchte aus dem Winter angesprochen, reagierte durchaus kryptisch. „Ich habe in den Medien etwas gelesen, was da klipp und klar stand, dazu stehe ich“, sagte Adeyemi, ohne zu erklären, auf welchen der vielen Berichte um seine Person er anspielte. „Ich bin bei Borussia Dortmund sehr glücklich, was in der Zukunft passiert, weiß man nie“, so der vierfache A-Nationalspieler weiter.

Im Winter-Transferfenster war ein möglicher Wechsel von Adeyemi zur SSC Neapel Dauerthema. Der Angreifer gilt auch perspektivisch als Kandidat, den BVB für viel Geld zu verlassen, wenn der Klub die Champions League verpassen und fehlende Einnahmen durch Transfers wettmachen wollen sollte.

Für den Moment ist aber wichtiger, dass Adeyemi den positiven Trend verstetigt, der bei ihm eingesetzt hat. Damit steht er sinnbildlich für den ganzen BVB: Die Entwicklung ist ordentlich, muss aber von Dauer sein. Dass vielerorts eine gewisse Skepsis vorherrscht, gegen die man erst ankämpfen muss, haben sich Dortmund und auch Adeyemi persönlich selbst zuzuschreiben.



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