
Karim Adeyemi ist einer der Gewinner des Trainerwechsels bei Borussia Dortmund. Schafft der 23-Jährige nun unter Niko Kovac endlich den Sprung vom Unterschiedsspieler in Teilzeit zum konstanten Leistungsträger?
Von Christoph Gailer
Mit 34,24 km/h war Karim Adeyemi mal wieder der schnellste Spieler auf dem Platz!
Beim 2:0-Auswärtssieg von Borussia Dortmund in der Bundesliga beim FC St. Pauli überzeugte der 23-Jährige aber nicht nur durch seine ohnehin bekannte und überragende Antrittsschnelligkeit.
Mit seinem Tor zum 2:0-Endstand in der 58. Minute bekräftigte der gebürtige Münchner zudem einerseits seinen persönlichen, sportlichen Aufstieg in den zurückliegenden Wochen und begeisterte dabei auch die Verantwortlichen des BVB.
“Diese Szene taugt ein bisschen als Spiegelbild. Karim fällt nicht, sondern wehrt sich und setzt sich am Ende durch”, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl das Durchsetzungsvermögen Adeyemis nach dessen 60-Meter-Sprint am Millerntor, “wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen – und dafür braucht man auch solche Aktionen”.
Doch in dieser Situation, die zum 2:0 führte, zeigte Adeyemi viel mehr, als “nur” Antrittsschnelligkeit und Durchsetzungsvermögen – beides Attribute, die man bei ihm ohnehin durchaus schon vor dem St.-Pauli-Spiel kannte.
Zudem überzeugte der BVB-Star bei seinem Treffer durch das kurze Verzögern vor dem Abschluss, das richtige Gespür für die Situation. So ließ er seinen Gegenspieler aussteigen und schoss anschließend souverän ein. Die Entscheidungsfindung in Strafraumsituationen galt bisweilen als großes Manko in Adeyemis Spiel – am Millerntor machte er beim 2:0 alles richtig.
Adeyemi als Gewinner des Trainerwechsels
Die Leichtigkeit und fast schon Selbstverständlichkeit, mit der Adeyemi in Hamburg traf, ist ein klarer Ausdruck des wiedergewonnenen Selbstvertrauens beim viermalige Nationalspieler.
Vor einigen Wochen sah seine Perspektive in Dortmund nämlich noch deutlich schlechter aus. Unter dem mittlerweile gefeuerten Ex-Coach Nuri Sahin war Adeyemi sportlich außen vor, unter Nachfolger Niko Kovac blüht er nun auf. Dennoch bleibt Adeyemi weiter äußerst ambitioniert.
Konstanz unter Kovac nach “Nein” zu Neapel?
Vereinzelte Gala-Auftritte gab es von Adeyemi schon einige, seit er im Sommer 2022 für kolportierte 30 Millionen Euro Ablöse von Red Bull Salzburg zum BVB kam. Was ihm aber seitdem nie gelang, sind konstante Leistungen über einen längeren Zeitraum, auch bedingt durch immer wieder aufgetretene Verletzungen.
Damit steht der Offensivstar ungewollt sinnbildlich für die Performance seines Klubs in den zurückliegenden Jahren. Topleistungen in unregelmäßigen Abständen? Ja. Konstanz? Nein.
Nicht zuletzt deshalb war der BVB bereit, Adeyemi trotz Vertrages bis 2027 zuletzt am Jahresanfang ziehen zu lassen.
Die SSC Neapel hatte großes Interesse an einer Adeyemi-Verpflichtung. “Der Deal platzte, weil er nicht zu uns kommen wollte”, bestätigte Neapels Sportdirektor Giovanni Manna dem Transfer-Experten Fabrizio Romano. Mit dem BVB war sich Neapel hingegen grundsätzlich einig, eine Ablösesumme von bis zu 50 Millionen Euro stand demnach wohl im Raum.
“Ich bin bei Borussia Dortmund sehr glücklich”, erklärte Adeyemi bei “Sky” seine Neapel-Absage, schließt aber einen möglichen Abgang nach der Saison nicht aus, “was in der Zukunft passiert, weiß man nie”.
Vor allem für den Fall, dass der BVB tatsächlich die Champions League verpassen sollte, müssten wohl einige Stars verkauft werden, um den finanziellen Schaden abzufangen. Dieses Schreckens-Szenario droht dem Tabellen-Zehnten der Bundesliga auch nach dem Sieg auf St. Pauli immer noch.
Umso mehr ist gerade in den kommenden Wochen Konstanz gefragt, um das Worst-Case-Szenario abzuwenden – vom BVB als Team, aber auch gerade von Adeyemi. Womöglich spielt er somit gleich in mehrfacher Hinsicht um seine eigene Zukunft in Dortmund.