Insider sieht „Personenkult um Klopp“ als Kernproblem beim BVB



StartseiteSportFußballStand: 13.02.2025, 15:55 UhrVon: Lars PollmannDruckenTeilenBorussia Dortmund erlebt eine schwierige Saison. TV-Mann Archie Rhind-Tutt erklärt, warum die Probleme schon über Jahre bestehen.Dortmund – Borussia Dortmund hofft, mit dem 3:0-Sieg bei Sporting in der Champions League endlich eine echte Trendwende auch für die Bundesliga eingeleitet zu haben. Skepsis ist angebracht: In der laufenden Saison scheiterte der BVB schon mehrfach an den selbst gesetzten Maßstäben nach Erfolgserlebnissen.Tabellenplatz elf spricht eine deutliche Sprache, es wird bis Saisonende unter Trainer Niko Kovač eine Siegesserie von gewaltigem Ausmaß brauchen, um nicht erstmals seit der letzten Saison von Jürgen Klopp den Einzug in die Königsklasse und damit die ganz großen Fleischtöpfe der UEFA-Vermarktung zu verpassen.Jürgen Klopp wirft bis heute große Schatten beim BVBApropos Klopp: Kovač ist vielleicht der erste Trainer, der nicht mit dem Übervater der BVB-Erfolge seit 2008 verglichen werden wird, weil er als Gegenentwurf zu den letzten Coachs in Dortmund verpflichtet wurde. Der professorale Lucien Favre musste sich rechtfertigen, warum er Klopp so unähnlich ist, alle übrigen Nachfolger galten zumindest in der einen oder anderen Hinsicht als ‚Klopp für Arme‘. Archie Rhind-Tutt erkennt im Schatten, den Klopp bis heute wirft, eines der größten Probleme von Borussia Dortmund. „So wie der Klub seit Jahren geführt wird – im Prinzip, seit Jürgen Klopp weg ist: Ich glaube, man kann sagen, dass der BVB in einem Personenkult um ihn gefangen ist“, sagt der Engländer im Interview mit fussball.news, dem Fußball-Portal von IPPEN.MEDIA. Der Field Reporter des US-Senders ESPN ist oft bei BVB-Partien im Einsatz.Jürgen Klopp kehrte im September für ein Abschiedsspiel zu Borussia Dortmund zurück. © IMAGO/Revierfoto„Die BVB-Fans werden fast schon manipuliert“Rhind-Tutt war auch im Dienst, als Dortmund im Mai 2023 die sicher geglaubte Meisterschaft vergeigte. Aus seiner Sicht hätte der Titelgewinn über längerfristige Fehlentwicklungen hinweggetäuscht. „Im Fußball muss man so viele Entscheidungen treffen, da ist es schwierig, wenn man sich von Emotionen leiten lässt. Das ist aber auch das große Paradoxon, dass Fußball an sich so ein emotionaler Sport ist. Um erfolgreich zu sein, muss man jedenfalls auch einen kühlen Kopf bewahren können, und das ist in Dortmund offenbar nicht gegeben“, schätzt der 32-Jährige ein.Neben der sportlichen Entwicklung, die spätestens in der aktuellen Saison dramatisch verläuft, erkennt Rhind-Tutt auch Probleme, die die Kultur beim BVB betreffen. „Die Fans werden fast schon manipuliert. Den Anhängern oder Mitgliedern wird ständig erklärt, wie sie sich zu fühlen haben, anstatt, dass man ihnen zuhört, wenn es zum Beispiel um den Deal mit Rheinmetall geht“, sagt der Reporter.BVB-Führung vertröstete Mitglieder beim Thema RheinmetallUnmittelbar vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid hatte sich der BVB auf ein Sponsoring des Rüstungsunternehmens eingelassen, für viele Fans und Mitglieder war und bleibt dies ein absolutes No-Go. Zuletzt missbilligte die BVB-Mitgliederversammlung im November den Werbedeal mit klarer Mehrheit, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vertröstete nach dem rechtlich nicht bindenden Votum auf eine Online-Abstimmung aller BVB-Mitglieder, die im Laufe des Jahres 2025 erfolgen soll.Rudy, Contento, Bender-Zwillinge, Großkreutz: Ex-Profis im AmateurfußballFotostrecke ansehenDie aktive und in Teilen durchaus politische Fanszene von Dortmund fühlt sich bei derartigen Vorgängen mit einiger Berechtigung nicht abgeholt. „Die Leute, mit denen ich spreche, empfinden eine Unzufriedenheit und sind desillusioniert mit dem Verein“, sagt Rhind-Tutt – und erkennt Auswirkungen im sportlichen Tagesgeschäft: „Das kann man eine gewisse Zeit von der Mannschaft fernhalten, aber jetzt scheint es auch den Platz erreicht zu haben. Das sorgt natürlich für umso mehr Frust bei den Fans.“Reporter erkennt „ungesunde Liebesbeziehung“ zwischen BVB und FansNach der Trennung von Nuri Şahin, den viele Anhänger als Bauernopfer sehen, prangte beim Heimspiel gegen Werder Bremen ein Banner mit einer unübersehbaren Botschaft auf der Südtribüne. ‚Die Elefanten im Raum ansprechen. Probleme stehen nicht an der Seitenlinie‘, hieß es darauf. Eine spitze Anspielung auf die ‚Elefantenrunden‘ beim BVB, in der die Klubchefs und Berater Matthias Sammer zusammenkommen.„Es fühlt sich an, als seien viele Fans aktuell in einer sehr ungesunden Liebesbeziehung zum Verein“, fasst Rhind-Tutt seinen Eindruck pointiert zusammen. Der nächste Stresstest für diese Beziehung steht in Bochum einen Tag nach dem Valentinstag an.



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