
BVB-Neuzugang Carney Chukwuemeka kommt aufgrund einer Verletzung weiter nicht in Tritt und fällt am Wochenende aus. Haben sich die Dortmunder verzockt? Die Zeit läuft gegen den Youngster.
Es waren 20 Minuten, die Hoffnung weckten. Hoffnung auf den nächsten Wunderknaben, der beim BVB so richtig durchstartet. In seinem ersten Bundesliga-Einsatz beim 6:0 gegen Union Berlin (22. Februar) überzeugte Carney Chukwuemeka mit Offensivdrang, technischer Finesse und Schnelligkeit. Von allen Seiten gab es nach dem Spiel Lob.
Als „sensationell gut“, bezeichnete ihn Trainer Kovac und legte nach: „Wie er den Ball an- und mitnimmt, wie er sich sofort in die Spielrichtung dreht, das ist schon einzigartig. Er hat eine sehr gute Beschleunigung und Technik.“
Sportdirektor Sebastian Kehl war sich sicher: „Wenn er gesund bleibt, werden wir viel Freude an dem Jungen haben.“
BVB-Neuzugang erleidet nächsten Rückschlag
Doch die Freude über den Neuzugang wird aktuell stark von der Verletzungsanfälligkeit des 21-Jährigen gebremst. Am Samstag gegen den FC Augsburg (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) wird Chukwuemeka erneut ausfallen. Der Oberschenkel macht seit der Partie gegen St. Pauli nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler noch immer Probleme.
„Er hat heute mittrainiert. Nach dem Training hat er noch kein grünes Licht gegeben. Es fühlt sich noch nicht so an, als er dort ein Bundesliga-Spiel angehen kann mit 100 Prozent“, erklärte BVB-Trainer Niko Kovac am Freitag auf der Pressekonferenz.
Verletzungen bremsen Chukwuemeka aus
Chukwuemeka zeigte bereits, wieso die BVB-Verantwortlichen ihn unbedingt nach Dortmund lotsen wollten. Und das, obwohl er beim FC Chelsea nicht viele Einsatzminuten bekam – im Gegenteil.
Bei den Blues kam der in Österreich geborene Engländer in der kompletten vergangenen Saison auf gerade Mal 254 Minuten (zwei Tore, eine Vorlage). Diverse Verletzungen am Knie und Sprunggelenk bremsten ihn aus.
Doch den BVB-Bossen war das egal. Sie glaubten an die unbestrittenen Qualitäten des Youngsters. Und ohnehin: Mit bei großen englischen Klubs aussortierten Profis kennt sich der BVB bestens aus – Beispiel sind die beiden Winter-Neuzugänge der vergangenen Spielzeit, Jadon Sancho und Ian Maatsen.
Die Leihe war für beide Seiten ein voller Erfolg, auch wenn sie nicht dauerhaft verpflichtet werden konnten.
Leihe von Chukwuemeka ist nicht ganz günstig
Für das fünfmonatige Leihgeschäft von Chukwuemeka blättern die Dortmunder rund sieben Millionen Euro auf den Tisch – 2,4 Millionen Euro Leihgebühr plus die anteilige Gehaltszahlung in Höhe von rund 3,6 Millionen Euro – alles andere als ein günstiger Deal.
Als Erfolg für den Deal darf die Kaufoption gesehen werden, die sich der BVB sicherte. Demnach könnte der Engländer am Saisonende für rund 35 Millionen Euro fest verpflichtet werden – eine stolze Summe. Zumal die Dortmunder in dieser Spielzeit schon 25 Millionen Euro für Rechtsverteidiger Yan Couto ausgaben.
Sollten die Dortmunder tatsächlich im Sommer Ernst machen, könnte Chukwuemeka zum Rekord-Zugang werden (bislang Ousmane Dembélé mit 35 Millionen Euro).
Enormes Risiko für BVB bei Chukwuemeka
Das scheint mit dem Hintergrund der Verletzungsanfälligkeit, mit der er sich schon jetzt herumschlägt, deutlich zu hoch zu sein. Das Risiko für den BVB ist enorm. Und viel Zeit, sich zu beweisen und die Bosse zu überzeugen, hat Chukwuemeka nicht.
Denn geht man vom schlimmsten Fall aus, dass der BVB sich nicht für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert, bleiben ihm nur noch insgesamt zehn mögliche Einsätze (neun in der Bundesliga, Achtelfinal-Rückspiel gegen Lille).
Pro möglichem Einsatz von Chukwuemeka (bislang drei Einsätze) hätten die Dortmunder dann eine halbe Million Euro hingeblättert. Ob er bei so vielen Spielen einsatzfähig sein wird, ist ungewiss.
BVB-Verantwortliche mit Fehleinschätzung?
Die Dortmunder wollten nach dem besorgniserregenden Saisonvorlauf unbedingt Soforthilfen ins Team holen. Daniel Svensson, der sich unglücklicherweise eine Verletzung am Innenband im Knie zugezogen hatte, war eine davon.
Chukwuemeka, der komplett ohne Rhythmus nach Dortmund kam, war die – mit Blick auf die Spielzeit – überhaupt nicht. Es stellt sich die Frage: War seine Verpflichtung eine Fehleinschätzung der Bosse oder war das alles nur viel Pech?
Klar ist: Wenn Chukwuemeka fit ist und spielen kann, hat er das Zeug zum großen Senkrechtstarter. Doch die Hindernisse auf dem Weg wirken für den jungen Profi aktuell unüberwindbar.
Das große Problem: Er muss so schnell es geht in Tritt kommen. Denn die Zeit läuft gegen ihn und seine Zukunft beim BVB.