
Der BVB ist vor dem Champions-League-Rückspiel in Lille gegen den FC Augsburg gefordert. Warum das ein besonders ekliger Gegner für Dortmund ist.
Dortmund – Zwischen den K.-o.-Spielen im Achtelfinale der Champions League gegen den OSC Lille ist Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr, alle TV-Infos) in der Bundesliga gegen den FC Augsburg gefordert.
Nach den beiden Siegen gegen Union Berlin und den FC St. Pauli hat der BVB in der Liga Rückenwind. Die Frage lautet allerdings, ob er die eklatant schwache zweite Halbzeit gegen Lille in der Königsklasse am Dienstagabend überstanden hat.
Der BVB kann sich nicht auf die Champions League konzentrieren
Die Situation in der Bundesliga bleibt indes so ernst, dass Dortmund nicht den Fehler machen darf, mit den Gedanken aufs Rückspiel in Frankreich abzudriften: Der Umstand, dass der BVB und Augsburg ein tabellarisches Nachbarschaftsduell ausfechten, spricht für sich.
Die Fuggerstädter sind ohnehin keineswegs zu unterschätzen. Der FCA hat das Zeug, Dortmund kräftig in die Suppe zu spucken. fussball.news, das Fußballportal von IPPEN.MEDIA, nennt vier Gründe, warum die Gäste für den BVB regelrechtes Kryptonit sind.
1. BVB-Gegner Augsburg ist in Topform
In der Jahrestabelle für 2025 und in der Rückrundentabelle der Bundesliga liegt Augsburg da, wo sich der BVB mindestens wähnen würde: als dritter auf einem Champions-League-Rang. Nur der FC Bayern und Bayer Leverkusen haben mehr Punkte geholt als der FCA, der zum Jahreswechsel noch auf Tabellenplatz 13 liegend die Blickrichtung Abstiegszone beibehalten musste.
Inzwischen kann der Tabellenelfte bei fünf Punkten Rückstand auf Platz sieben sogar leise vom Europapokal träumen, wenn der Erfolgslauf anhält.

2. Augsburg hat eine Defensive, mit der sich der BVB oft schwertut
Der Grund für den Aufschwung bei Augsburg liegt auf der Hand: Die Mannschaft von Trainer Jess Thorup hat sich nach der kurzen Winterpause defensiv auf herausragendem Niveau stabilisiert. 32 Gegentore standen zum Jahreswechsel nach 15 Spieltagen auf dem Konto, seither sind in neun Partien nur drei weitere Treffer hinzugekommen. Damit stellt der FCA gemessen an den Gegentreffern sogar die beste Defensive in Europas Top-fünf-Ligen im Jahr 2025.
Wie schwer sich der BVB gegen Defensivbollwerke tut, wurde gegen Lille einmal mehr deutlich: Abgesehen vom Traumtor von Karim Adeyemi kreierte Dortmund kaum nennenswerte Torchancen. Auch beim FC St. Pauli war der Auswärtssieg der Schwarzgelben vor allem ungewohnter Effizienz zu verdanken, viele Gelegenheiten hatte es in Hamburg nicht gegeben.
3. Können sich die BVB-Stars gegen Augsburg aufraffen?
Mit dem Rückschlag gegen Lille tanzte der BVB zuletzt aus der eigenen Reihe: Für gewöhnlich zeigt die Mannschaft in der Champions League ihr besseres Gesicht als in der Bundesliga. Der Sportpsychologe Matthias Herzog erklärte dieser Redaktion, es mangele dem BVB „an der intrinsischen Motivation“, wenn es gegen die vermeintlich kleinen Namen in der Bundesliga geht.
„Flutlicht, internationale Aufmerksamkeit, große Gegner – das elektrisiert die Spieler. Jeder will sich beweisen: Gegen Paris oder Mailand? 100 Prozent Motivation. Gegen Augsburg oder Mainz an einem grauen Samstagnachmittag? Plötzlich fehlt der letzte Biss“, sagte Herzog. Es wäre geradezu typisch für Dortmund, wenn zwischen den Champions-League-Duellen die letzte Konzentration gegen den FCA fehlen würde.
4. Augsburg hat einen Unterschiedsspieler – beim BVB steckt er in der Krise
Der BVB verlor bereits das Hinspiel in Augsburg mit 1:2. Der überragende Mann war dabei Alexis Claude-Maurice mit zwei Treffern, nachdem Dortmund früh durch Donyell Malen in Führung gegangen war. Claude-Maurice ist längst ein Serientäter der Fuggerstädter: Der Franzose traf insgesamt schon neunmal, erzielte zuletzt einen Hattrick beim Auswärtssieg gegen Borussia Mönchengladbach. In der sogenannten Gamewinner-Statistik liegt der Sommer-Neuzugang in der Bundesliga mit vier spielentscheidenden Treffern nur hinter Harry Kane, Jonathan Burkardt und Omar Marmoush.
Beim BVB galt in dieser Saison lange Jamie Gittens als der Unterschiedsspieler. Der englische Jungstar steckt jedoch in einer Schaffenskrise. Nach zwei Spielen als Joker setzte Trainer Niko Kovač den Dribbelkünstler gegen Lille wieder von Beginn an ein, Gittens blieb jedoch weitgehend wirkungslos. Damit fehlt dem BVB aktuell oft jemand, der gerade gegen starke Defensivreihen mit Einzelaktionen für den Durchbruch sorgt.
Ex-BVB-Profi will die alten Kollegen ärgern
Durch den guten Lauf in den vergangenen Wochen bringt Augsburg Oberwasser mit nach Dortmund. Große Motivation verspürt dabei nicht zuletzt Marius Wolf, der beim BVB noch mit vielen ehemaligen Kollegen befreundet ist. „Es ist keine einfache Zeit für Dortmund. In den vergangenen Spielen aber haben sie sich stabilisiert. Es kommt langsam wieder was ins Rollen, das wollen wir unterbrechen“, sagte der Allrounder der Augsburger Allgemeinen zur Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.
Der BVB kann sich indes nicht mehr auf ein gutes Omen verlassen: Dortmund tritt am Samstag im Sondertrikot an, das im Neon-Design an die Jerseys erinnern soll, mit denen der BVB 1995 Deutscher Meister wurde. In den vergangenen Jahren gab es in diversen Sondereditionen klare Siege gegen Fortuna Düsseldorf (2019), Werder Bremen (2021) und Hertha BSC (2023). Beim letzten Spiel in einem Sondertrikot setzte es aber im April 2024 eine Niederlage gegen den VfB Stuttgart.