
Um 17.23 Uhr hatte er genug: Dortmunds Oberboss Hans-Joachim Watzke (65) stand von seinem Tribünenplatz im Bochumer Ruhrstadion auf, von dem er das 0:2 des BVB mitverfolgen musste. Sein Lebenswerk bröckelt.
Er hatte den Klub einst aus dem Schuldenloch gezogen, will sich im Herbst aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Ausgerechnet jetzt befindet sich der Verein in der schlimmsten Schieflage seit zehn Jahren.
Das Minimalziel Champions-League-Qualifikation ist in großer Gefahr, der Klub steuert einer unsicheren Zukunft entgehen …
Macht Watzke als CEO doch weiter?
Komplett-Neustart, Tabula rasa auf allen Ebenen? Ein realistisches Gedankenspiel in der Führung. Klar ist: Watzke muss alle Ebenen hinterfragen. Bosse, Trainer, Mannschaft und Mitarbeiter.
Es liegt in seiner Hand, nur er kann den Neustart forcieren. Klar ist auch: Sobald Watzke die Entscheidung trifft, seinen Abschied im kommenden Herbst zu verschieben, bricht die sportliche Führungsstruktur mit Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (48) an der Spitze automatisch zusammen. Ricken wäre entmachtet, stünde wie Sportdirektor Sebastian Kehl (45) und Berater Matthias Sammer (57) vor dem Ende.
Jetzt wird aber zunächst beobachtet, ob die Veränderungen der vergangenen Wochen Früchte tragen. Ricken, der aktuell alle Freiheiten besitzt, schärfte mit harten Entscheidungen gegen Vertraute sein Profil. Entlassung von Ex-Trainer Nuri Sahin (36), die Freistellung des Technischen Direktors Sven Mislintat (52). Watzke informierte er nur über den Vollzug. Mit Kehl hatte er sich zuvor nach den Spielen in Kiel (2:4), in Frankfurt (0:2) und in Bologna (1:2) nach Abpfiff jeweils in einem geheimen Raum im Kabinentrakt zusammengesetzt. Thema: die Zukunft von Sahin.
Macht der BVB den Entscheiderkreis kleiner?
Nach Sammers Hammer-Aussagen im TV („Die Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung“) wurde ihm von Ricken ein Ultimatum gestellt: Experte bei Amazon oder BVB-Berater – beides ginge nicht. Sammer entschied sich nach SPORT BILD-Informationen für den Klub. Schaden soll das Verhältnis der beiden dadurch nicht genommen haben.
Mehr noch: Der Sport-Geschäftsführer plant tendenziell nun sogar, Sammer an seine Seite zu holen. Bisher war der nicht an Personalentscheidungen beteiligt. Und: Die Abschaffung der Elefantenrunden, an denen auch Watzke nicht mehr teilnimmt, wird intern als Idee bereits diskutiert. Der Kreis der Entscheider ist beim BVB ist in jedem Fall kleiner geworden.
Wann der Komplett-Umbruch droht
Egal, wie viel verändert wird – am Ende zählen die Erfolge. Stellt sich der nicht ein, kommt es zum Neustart – ohne die Bosse. Ohne Ricken, Kehl und Sammer müsste Watzke, der neben Ricken noch die Spielerverträge unterzeichnet, entweder selbst neue Strukturen schaffen oder einen neuen Sport-Boss benennen – und mit Macht ausstatten.
Als Name fällt Frankfurts Top-Verkäufer Markus Krösche (44). Auch Ralf Rangnick (66) würde ins grundsätzliche Profil passen. Der aktuelle österreichische Nationaltrainer hatte gerade erst Dortmunds Einkaufspolitik scharf kritisiert: „Man hat nicht stringent nach einer bestimmten Vorstellung, wie man Fußball spielen will, den Kader zusammengestellt.“
„Er lächelt es weg, aber …“ : Kovac ist entsetzt vom BVB!
Kovac-Rauswurf schon im Sommer denkbar
Auch Neu-Trainer Niko Kovac (53) müsste bei einem Umbruch um seine Position fürchten. Er hatte einen Vertrag bis 2026 ausgehandelt. Im Verein wurde aber bereits einkalkuliert, das Projekt Kovac bei Erfolglosigkeit bereits im Sommer zu beenden.
Notfalls würde sein 3,5-Millionen-Gehalt weitergezahlt.