Ein Dreier gegen St. Pauli wäre dreifach schön

Ein Dreier gegen St. Pauli wäre dreifach schön


Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg ist zweifelsohne ordentlich bis gut unterwegs in dieser Fußball-Bundesliga-Saison. Als Tabellensiebter mit nur einem Punkt Rückstand auf das Ziel internationales Geschäft gehen die Niedersachsen die letzten zehn Spiele in dieser Saison an. Am Samstag (15.30 Uhr) ist Aufsteiger FC St. Pauli zu Gast. Ein Sieg wäre dreifach schön. Denn mit einem Dreier könnte der VfL nicht nur seine maue Heimbilanz (erst drei Siege) aufpolieren, sondern er könnte damit auch seinen Pauli-Fluch beenden und in der „Ewigen Tabelle“ einen Platz nach oben klettern.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

So wenig Heimsiege wie im Fast-Abstiegs-Jahr

Trainer, Spieler und Verantwortliche der Klubs sagen ja zumeist, dass sie nicht gern zurück, sondern immer nach vorn schauen. Mit Blick auf den VfL ist das auch gut so, denn wenn man bedenkt, wo die Wolfsburger stünden, wenn sie etwa ihre Heimspiele in diesem Jahr gegen die Kellerkinder Kiel (nur 2:2) und gegen Bochum (nur 1:1) gewonnen hätten, schmerzt das ziemlich stark. Der VfL wäre punktgleich mit Mainz auf Tabellenplatz vier. Das ist ein Champions-League-Rang. Das ist zwar nicht das erklärte Ziel, aber der VfL könnte eben schon jetzt mittendrin statt nur dabei sein im Kampf um Europa. Damit er da endlich voll mitmischt, muss das zweitbeste Auswärtsteam der Liga jetzt endlich auch mal zu Hause konstant punkten – einzig gegen Union Berlin (1:0), Mainz 05 (4:3) und Gladbach (5:1) konnte bisher in der VW-Arena gewonnen werden. Nur drei Heimsiege nach 24 Spieltagen gab‘s zuletzt in der Fast-Abstiegs-Saison 2016/17.

Früher Spieler, jetzt Fanbeauftragter des VfL Wolfsburg: Holger Ballwanz (r.) siegte mit den Niedersachsen gegen Pauli mal mit 4:1.

Früher Spieler, jetzt Fanbeauftragter des VfL Wolfsburg: Holger Ballwanz (r.) siegte mit den Niedersachsen gegen Pauli mal mit 4:1.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

„Wir haben auch zu Hause schon ganz ordentliche Spiele gemacht, aber die Spiele gegen Kiel und Bochum haben uns Punkte gekostet. Wir haben es noch nicht geschafft, solche Spiele mal mit einem humorlosen Sieg für uns zu entscheiden“, sagt Trainer Ralph Hasenhüttl, den die maue Heimbilanz natürlich wurmt, gleichwohl will er nicht von einem „Heimkomplex oder Heimphobie“ sprechen.

Der VfL kann Nürnberg überholen

Kleiner, aber feiner Nebeneffekt eines VfL-Heimsieges: Mit einem Heimdreier klettert der VfL in der „Ewigen Tabelle“ der Bundesliga einen Rang nach oben – von 15 auf 14 und damit vorbei am 1. FC Nürnberg, der 1318 Zähler eingefahren hat. 1315 Punkte haben die Niedersachsen in der Bundesliga seit dem Aufstieg 1997 gesammelt. In 942 Spielen gab es 358 Siege, 241 Remis und 343 Niederlagen. 1425 Tore erzielte der VfL dabei, 1380 kassierte er. Mit einem Sieg wären die Grün-Weißen und die Franken, die in der 2. Liga kicken, punktgleich – aber dank des besseren Torverhältnisses können die Niedersachsen am Club (344 Siege, 286 Remis, 488 Niederlagen) vorbeiziehen.

„Einige haben uns damals als Absteiger Nummer 1 gesehen, aber wir sind gekommen und sind geblieben.“

Holger Ballwanz, Ex-Profi und VfL-Fanbeauftragter

Zuletzt war der VfL in der „Ewigen Tabelle“ im Mai 2021 einen Platz nach oben geklettert, damals hatte er Nachbar Hannover 96 überholt. Jetzt ist der nächste Sprung möglich. Holger Ballwanz, der für den VfL spielte, jetzt einer der Fanbeauftragten des Klubs ist und den Verein aus dem Effeff kennt, sagt: „In gut zwei Jahren ist der VfL 30 Jahre in der Bundesliga dabei – irgendwann ist es keine Überraschung mehr, wenn man Klubs, die vielleicht mehr Tradition haben als wir, in dieser Tabelle überholt, weil sie ab und an mal in der 2. Liga gespielt haben.“ Der Ex-Profi fügt schmunzelnd hinzu: „Mich persönlich freut es, dass ich drei Jahre lang als Spieler meinen Teil dazu beitragen konnte, dass wir so viele Punkte haben.“

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Für Tradition kann sich kein Verein etwas kaufen

Es gab nicht wenige Fußball-Experten, die dem VfL nach dem Aufstieg 1997 gleich wieder den Abstieg prognostiziert hatten. Ballwanz: „Einige haben uns damals als Absteiger Nummer 1 gesehen, aber wir sind gekommen und sind geblieben. Den Fans, die uns jetzt seit 28 Jahren in der Bundesliga begleiten, bedeutet das was. Sie sind mit voller Leidenschaft dabei. Für Tradition kann sich kein Verein etwas kaufen.“ Sollte es mit dem Sprung in der „Ewigen Tabelle“ für den VfL bereits am Samstag klappen, hätten die Grün-Weißen noch den VfL Bochum (1501 Punkte), Hertha (1771), Kaiserslautern (2094), Köln (2484), Leverkusen (2494), Schalke (2563), Frankfurt (2577), den HSV (2733), Gladbach (2833), Stuttgart (2874), Bremen (2994), Dortmund (3177) und die Bayern (4128) vor sich.

Aber: Um diesen Sprung jetzt machen zu können, braucht es eben den Heim-Dreier. Klappt es, wäre das der erste Sieg gegen den Kultklub vom Kiez überhaupt in der Bundesliga. Fünf Duelle gab es bisher in Liga eins, viermal endeten die remis, einmal gewann St. Pauli mit 3:1 (26. Januar 2002). Ballwanz, der mit dem VfL einst in der 2. Liga gegen Pauli ein 4:1-Schützenfest feierte: „Gegen so ein 4:1 am Samstag würde ich mich nicht wehren… Aber: Einfach drei Punkte holen – das reicht auch. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann, wenn man gegen Mannschaften spielt, die weiter unten in der Tabelle stehen.“

AZ/WAZ



Source link